Trockenes Auge (Sicca)

Das trockene Auge ist einer der häufigsten Befunde beim Augenarzt. Es handelt sich um eine hochkomplexe chronische Erkrankung, deren genaue ursächliche Diagnose- und stimmige Therapiefindung meist ein Prozess darstellt, der eine geraume Zeit und mehrfache augenärztliche Untersuchung benötigt. Jeder Dritte leidet daran, im Winter sogar jeder zweite. Die Tränenflüssigkeit wird in der großen Tränendrüse und in den kleinen Drüsen produziert. Unsere Tränenflüssigkeit besteht nicht nur aus „Salzwasser“, sie enthält auch Enzyme und Antikörper, die Bakterien und Viren abwehren. Durch eine Verminderung der Tränenproduktion oder durch eine Qualitätsverschlechterung der Tränenflüssigkeit kommt es zu einer mangelnden Befeuchtung und Ernährung der Augenoberfläche.

 

Ursachen des trockenen Auges

Ursächlich sind klimatische Einflüsse (der Aufenthalt in geschlossenen Räumen, Heizungsluft, Klimaanlagen), Umweltbelastungen (Rauch, Ozon, Staub), stundenlanges Arbeiten am Computer („Office Eye Syndrom), Fehlsichtigkeit, aber auch ein natürlicher alterungsbedingter Rückgang der Tränenflüssigkeit. Häufig wird das trockene Auge durch eine Mitbeteiligung der Lidränder, welche entzündlich verändert sind, verschlechtert. Auch Medikamente, wie z.B. Betablocker, Kontrazeptive, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Konservierungsstoffe in Augentropfen, nach Chemotherapien, etc.), allgemeine Hauterkrankungen mit Lidbeteiligung (z.B. Rosazea), Allgemeinerkrankungen (z.B. Diabetes und Rheuma), hormonelle Änderungen (vor allem die Sexualhormone Östrogen und Androgen, z.B. in und nach den Wechseljahren), psychische Einflüsse (z.B. Depressionen), Fehlstellungen der Lider, Unebenheiten der Augenoberfläche, Kontaktlinsen, Mangel an essentiellen Omega-Fettsäure, nach manchen Augenoperationen, Allergien, Alkoholkonsum, etc. können Auslöser sein.

 

Zeichen eines trockenen Auges

Die Symptome sind vielfältig und können subjektiv, von kaum wahrnehmbar bis extrem belastend, stark unterschiedlich wahrgenommen werden: gerötete Augen, gerötete Lidränder, Fremdkörpergefühl (wie Sand im Auge), Brennen, Stechen, verklebte Augen (besonders nach dem Schlafen weißer Schleim im Augenwinkel), müde Augen, Augentränen, besonders bei Zug und Wind, Druck auf den Augen, Kontaktlinsenunverträglichkeit, Lichtempfindlichkeit, etc.

 

Man unterscheidet grundsätzlich zwei Formen vom trockenen Auge:

  • Die hypovolämische Form (zu wenig Tränen): es wird zu wenig Augenflüssigkeit produziert. Häufig liegen degenerative und Alterungsprozesse zugrunde.
  • Die hyperevaporative Form (zu viele Tränen): meistens ausgelöst durch eine Störung der Meibom-Drüsenfunktion, wodurch der Fettanteil am mehrschichtig aufgebauten Tränenfilm nicht mehr ausreichend produziert wird. Dadurch kommt es zu einer qualitativ schlechteren Zusammensetzung des Tränenfilms, der dann nicht mehr so gut am Auge gehalten werden kann und die Tränen dann in Folge abfließen. Die Augenoberfläche wird somit nicht mehr ausreichend benetzt und versorgt.


Was untersucht der Augenarzt?

Zunächst einmal können durch die Untersuchung an der Spaltlampe (Biomikrosop des Augenarztes) entscheidende Hinweise gefunden werden. Eine verminderte Höhe des Tränensees, lidkantenparallele Bindehautfalten, die Stellung der Lider und das Eintauchen des Tränenpunktes werden beurteilt. Durch Anfärben mit Fluorescein kann die Tränenfilmaufrisszeit (Break-Up-Time) untersucht werden. Bricht der Tränenfilm abnormal schnell auf, liegt eine qualitative Störung vor. Auch die Meibomdrüsen müssen hinsichtlich einer möglichen Erkrankung beurteilt werden. Es kann auch eine Tränenwegsspülung notwendig sein, um zu überprüfen, ob es eine Abflussstörung gibt. Die Bindehaut kann weiterhin mit Bengal-Rosa angefärbt werden, womit Trockenheitsdefekte der oberflächlichen Bindehaut sichtbar gemacht werden können. Ggf. wird noch die Menge des Tränenfilms mit dem Schirmer-Test gemessen. Hierbei werden Löschblattstreifen ein paar Minuten in das Unterlid geklemmt. Auch die Durchführung einer kornealen Topografie kann einen instabilen Tränenfilm aufzeigen und die Höhe des Tränensees dokumentieren.

 

Therapie

Nicht behandelte “trockene Augen“ können schwerwiegende Folgen haben und müssen individuell therapiert werden. Der Augenarzt kann Abhilfe schaffen. Zunächst einmal sollte eine Fehlsichtigkeit ausgeglichen werden und ursächliche Grunderkrankungen behandelt werden. In der Praxis wird die Tränenflüssigkeit untersucht, um Aufschluss über mögliche Ursachen zu erhalten. So kann ein geeignetes Tränenersatzpräparat oder eine Kombination aus mehreren verordnet werden. Die Augentropfen müssen manchmal erst im konkreten Einzelfall auf ihre Wirksamkeit getestet werden. DIE einzig wahren Tropfen gibt es da nicht. Vereinfacht kann man sagen, je größer die Beschwerden, desto häufiger müssen Tropfen gegeben werden und desto visköser, sprich zäher, müssen sie sein. In den meisten Fällen bringen die Tropfen eine Linderung der Beschwerden. Weiterhin kommt es darauf an welche Komponente im Tränenfilm fehlt, entsprechend müssen Tropfen mit den geeigneten Ersatz-Wirkstoffen verabreicht werden. Da die Tropfen nur 2-4 Stunden am Auge verweilen können, sollte die Tropffrequenz auch danach gerichtet werden. Zumindest am Anfang der Therapie sollte für 3 Wochen 3-stündlich getropft werden, als eine Art Augenkur. Auch Nahrungsergänzungsmittel können in schweren Fällen verordnet werden. Reicht dies nicht aus, kann auch durch einen Verschluss des Tränenpunktes mit einem so genannten Punctum Plug, der Abfluss der Tränenflüssigkeit durch den Tränennasengang verhindert werden. Es handelt sich um einen Plastikstöpsel, der dauerhaft in den Tränenpunkt eingeführt wird, aber auch jederzeit wieder entfernbar ist. Während bei der Tränenmangel-Form mit diesen Maßnahmen gute Ergebnisse erzielt werden, sollte bei dem trockenen Auge mit geringem Fettanteil und Meibomdrüsenfehlfunktion zusätzlich eine dauerhafte Lidrandhygiene durchgeführt werden, um die verstopften Talgdrüsen wieder zu mehr Funktion anzuregen. Lidfehlstellungen sollten operativ behoben werden.

 

Was können Sie selber tun?

Vermeiden Sie trockene Raumluft und Klimaanlagen, legen Sie bei der Bildschirmarbeit regelmäßig Pausen ein, entspannen Sie Ihr Auge durch Blick in die Ferne und blinzeln Sie zwischendurch ganz bewusst. Auch ein Raumbefeuchter kann Abhilfe schaffen. Benetzen Sie die Augen regelmäßig mit einem Tränenersatzmittel oder verwenden Sie Augensprays, die auf das geschlossene Auge gesprüht werden. Auch reduzierte Kontaktlinsentragezeiten können dem Auge gut tun.

Aber: Viel trinken kann leider nicht die Menge des Tränenfilms erhöhen, wie man früher gedacht hat.


Sprechen Sie uns an, wenn Sie unter oben genannten Symptomen leiden, wir beraten Sie gerne!