Schielen (Strabismus)

6 äußere Augenmuskeln steuern die Blickrichtung eines Auges. Wenn die einzelnen Muskeln nicht mehr richtig funktionieren oder von oben nicht mehr richtig gesteuert werden, entsteht Schielen (Strabismus). Die Augen schauen dann nicht mehr in die gleiche Richtung. 5,3-7,4% der Bevölkerung in Mitteleuropa sind davon betroffen. Schielen ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern kann bei Babys und Kindern schnell zur so genannten Schwachsichtigkeit (Amblyopie) führen, da das schielende Auge vom Gehirn einfach ausgeblendet wird. Umso wichtiger ist es, sehr frühzeitig mit einer Therapie zu beginnen. Je jünger das Baby oder Kind bei Einleitung der Therapie ist, umso besser sind die Erfolgsaussichten. Schielen kann direkt nach der Geburt, im Laufe der ersten Lebensjahre oder auch im Erwachsenenalter plötzlich auftreten. Nur in den ersten 4 Lebensmonaten ist gelegentliches (nicht dauerhaftes!) Schielen unbedenklich, ansonsten muss jedes plötzlich auftretende Schielen im Kindesalter sofort augenärztlich-orthoptisch abgeklärt werden. Im Erwachsenenalter entsteht Schielen häufig durch Augenmuskellähmungen oder durch Dekompensation eines vorbestehenden verborgenen Schielens. Dabei treten störende Doppelbilder auf. Auch belastungsabhängige Störungen (asthenopische Beschwerden) nehmen immer mehr zu. Kopfschmerzen, Probleme beim Lesen, Ermüdbarkeit der Augen, Konzentrationsstörungen, etc. sind die Folge. Ursache sind die steigenden Anforderungen an das Sehen, wie z.B. in der Schule, ständige Computerarbeit, etc.

Ursachen fürs Schielen

  • familiäre Vorbelastung (schielende Patienten haben in 60% schielende Verwandte, das Risiko für ein Geschwisterkind steigt um ein 4faches)
  • Risikofaktoren während Schwangerschaft und Geburt
  • organische Veränderungen an den Augen, wie z.B. Linsentrübung oder Verletzung, selten: Tumore im Auge
  • nicht korrigierter Sehfehler (vor allem, wenn er angeborenermaßen hoch und/oder unterschiedlich hoch an beiden Augen ist)
  • allgemeine körperliche Schwächung (z.B. durch Infektionskrankheiten, Kinderkrankheiten mit hohem Fieber, Unfälle, schwere seelische Krisen)

Schielformen

Man unterscheidet das manifeste (dauerhafte) vom latenten (verborgenen) Schielen. Beim manifesten Schielen weicht ein Auge von der Blickrichtung vom anderen dauerhaft ab. Je nach Richtung der Abweichung gibt es Einwärtsschielen, Auswärtsschielen, Höhenschielen, Verollungsschielen.

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Auch der sog. Mikrostrabismus gehört zu den manifesten Schielformen. Beim Mikrostrabismus ist die Abweichung so gering (weniger als 5°), dass er mit bloßem Auge nicht gesehen werden kann. Der Mikrostrabismus ist besonders gefährlich, da er aufgrund seiner Unauffälligkeit oft sehr spät entdeckt wird und dann die Sehleistung häufig besonders reduziert ist. Das intermittierende, nach außen auftretende Schielen ist eine weitere Sonderform des manifesten Schielens. Das latente Schielen (Heterophorie) ist mit über 70% die wesentlich häufigere Form des Schielens. In den meisten Fällen haben die Betroffenen keinerlei Beschwerden. Es kann jedoch vor allen Dingen bei Müdigkeit die oben beschrieben Symptome verursachen wie: Jedoch gibt es Patienten, die aufgrund ihrer Heterophorie unter Müdigkeit, Spannungsgefühl, Kopfschmerzen und Leseunlust leiden (Asthenopie).

Alarmzeichen
  • Schielen
  • Häufiges Blinzeln, Zwinkern oder Zukneifen eines Auges
  • Häufige Kopfschiefhaltung
  • Augenzittern
  • Vorbeigreifen
  • Ungeschicklichkeit (Stolpern, Anstoßen)
  • Leseprobleme
  • Konzentrationsprobleme
  • Doppelbilder, Kopfschmerzen, Augenbrennen, Verschwommensehen
  • Lichtempfindlichkeit

Mögliche Folgen des Schielens

Wenn plötzliches Schielen auftritt, entstehen Doppelbilder. Dies hat im Kindesalter zur Folge, dass das Gehirn ein Auge, in der Regel das Schielende, unterdrückt und dieses im Laufe der Zeit schwachsichtig wird (die Sehleistung nimmt ab). Es kann eine dauerhafte Sehschwäche (Amblyopie) auftreten. Auch das räumliche Sehen (Stereosehen) geht verloren. Dies kann zu einer Einengung bei der Berufswahl führen oder Problemen beim Führerschein machen. Eine Amblyopie kann auch bei einem nicht korrigierten Sehfehler ohne Schielen auftreten. Im Erwachsenenalter kann das Gehirn das schielende Auge nicht mehr unterdrücken und die Doppelbilder können nur durch eine Schieloperation oder Prismenbrille möglichst beseitigt werden. Im schlimmsten Fall muss das schielende Auge abgedeckt werden. Unsere Praxis steht auch in engem Kontakt mit der Forschungseinheit „Sehstörungen des Kindesalters“ an der Universitätsaugenklinik Frankfurt (Leitung: Dr. med. Maria Fronius) mit den Schwerpunkten Amblyopie und Amblyopietherapie.

Behandlung des Schielens

Die größte Bedeutung hat die Behandlung des Schielens im Kindesalter, da hier die Schwachsichtigkeit noch bekämpft und möglichst gutes räumliches Sehen erreicht werden soll. Nach dem 10ten Lebensjahr wird es immer schwieriger, ein schwachsichtiges Auge zu behandeln und besseres Sehvermögen zu erzielen. Nach Gabe spezieller Augentropfen kann die Höhe des Sehfehlers bestimmt (Cycloplegische Untersuchung) und mit einer entsprechenden Brille ausgeglichen werden. Dies kann das Schielen schon stark vermindern. Dann wird das schielschwachsichtige Auge mit einer Okklusionstherapie (Abkleben des nicht schielenden Auges mit einem Augenpflaster in einem bestimmten Rhythmus) trainiert und möglichst das Sehvermögen dem nicht schielenden Auge angeglichen. Um den restlichen Schielwinkel auszugleichen wird dann eine Prismenbrille verordnet oder eine Schieloperation durchgeführt. Der Zeitpunkt für eine Operation wird oft vor der Einschulung gewählt. Leider wird in seltenen Fällen ein vollständiges räumliches Sehen erreicht. Auch können im Laufe des Lebens Nachoperationen notwendig werden. Es sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen auch nach der Operation notwendig. Die notwendigen Untersuchungen sowie die Vor- und Nachbehandlungen führt eine Orthoptistin in enger Zusammenarbeit mit dem Augenarzt durch.

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